„Besser 1000 Follower als ein Milliardär“ – Tilo Jung im Interview zum Wandel des Medienkonsums – NITRO – unabhängiges Nachrichten- und Medienmagazin (2023)

Tilo Jung mit seinem YouTube-Kanal erreichtJung & Naiv - Politik für die DesinteressiertenMillionen Klicks. Er ist 35 Jahre alt, Mitglied der Bundespressekonferenz und einer der bekanntesten YouTuber im deutschen Politjournalismus. Ohne Berührungsängste interviewt er Bundes- und EU-Politiker, Regierungssprecher, Minister, Staatssekretäre, Parteivorsitzende, Diplomaten, Wissenschaftler und stellt mit seinen „naiven“ Fragen viele erklärungsbedürftig. Er überträgt ohne Zugeständnisse, was seine Gesprächspartner sagen, und verweigert grundsätzlich die Autorisierung. Wer also mit ihm spricht, muss wissen, worauf er sich einlässt. Ein Interview mit Tilo Jung und Hans Jessen.

Bekannt seit fast fünf Jahren.NitroLinden Jung vor. Im Corona-Jahr 2020 treffen wir ihn wieder in seinem neuen Studio, nur wenige Schritte von der Bundespressekonferenz entfernt, um mit ihm und seinem „Mentor“ Hans Jessen über Medienkonsum im Medienwandel zu sprechen.

? Wie ist es Ihnen in den letzten fünf Jahren ergangen?

!An Jung:Wir haben uns im Journalismus in der Hauptstadt noch mehr "etabliert", und es hat sich wenig geändert: Wir führen immer noch ausführliche und tiefgründige Interviews, wir verfolgen die Bundespressekonferenz und insbesondere die Regierungspressekonferenz, und wir nehmen das Wort der Bundesregierung Es funktioniert auf transparente Weise. Und natürlich stellen wir immer noch unbequeme Fragen, damit sich die Zuschauer eine Meinung bilden können. Also machen wir im Grunde das, was wir vor fünf Jahren gemacht haben.

? Nicht so bescheiden. Wir haben ihn seit fünf Jahren nicht mehr in seinem eigenen Studio getroffen.

!An Jung:Richtig, wir sind im September an einen neuen Standort gezogen und haben dort nicht nur ein Büro, sondern auch ein kleines Studio. Von hier sind es nur zwei Minuten bis zur Bundespressekonferenz und fünf Minuten bis zum Bundestag, also eine super zentrale Lage.

? Jetzt arbeitet ihr als Team, denn ihr redet von „uns“. Wer ist Teil des Teams?

!An Jung:Alexander Theiler, mein bester Freund mit wemjung und naivvon Anfang an tun. Hinzu kommt Paul, unser Redakteur, der sich um die Befragten kümmert. Und es gibt freie Radikale wie Hans Jessen, der mir immer mit Rat und Tat zur Seite steht, der auch Mitglied der Bundespressekonferenz und mein Mentor ist, auch wenn er das selbst nicht so sieht.

? Vor fünf Jahren haben wir darüber gesprochen, weiblicher zu sein, aber es hat nicht geklappt.

!An Jung:Bevor Paul zu uns kam, hatten wir nur weibliche Redakteure, aber Ende des Jahres werden wir alle wieder Männer sein. Allerdings sind wir bei der Auswahl unserer Interviewpartner deutlich weiblicher geworden und haben unser Ziel fast erreicht: 50 % weibliche Gäste und 50 % männliche Gäste.

? Sie sagten in einem Medieninterview: "Ich bin der Medienwandel." Können Sie das näher erläutern?

!An Jung:Wir verändern die Medien von Grund auf, führen lange Einzelinterviews, stellen ganze Regierungspressekonferenzen online, um zu zeigen, dass YouTube keine Schnipselplattform für Katzenvideos ist, sondern dass dort seriöse journalistische Formate durchgeführt werden können. . In diesem Sinne sind wir Teil des Wandels. Und weil ich ein Gesicht habejung und naivIch bin, ich bin auch der Medienwandel – so ist die etwas überspitzte Aussage zu verstehen.

? YouTube, Twitter, Facebook, Instagram und soziale Netzwerke sind in den letzten fünf Jahren in Bezug auf den Medienkonsum der Nutzer explodiert. Niemand wird bestreiten, dass soziale Netzwerke das Leben vieler Menschen prägen. Haben Mainstream-Medien den Anschluss an diese Entwicklung verloren oder können Verlage, öffentlich-rechtliche Medieninstitutionen aufholen, um ihre Inhalte weiterhin an die Medienkonsumenten zu transportieren?

!An Jung:Ich glaube nicht, dass sie im Rückstand sind, sie sind einfach nicht mehr die Hauptakteure. Das Problem ist vielmehr, dass sie verstehen müssen, dass die Medien heute anders funktionieren, nicht auf dem Reißbrett oder in einer Ausschusssitzung, die nach einem erfolgreichen Format fragt. Beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk hilft nur Probieren, Probieren, Probieren und die Bereitschaft, auch mal viele Fehlschläge in Kauf zu nehmen.

Aber ich denke, dass in den letzten ein, zwei Jahren schon ein gewisser Wandel sichtbar ist – nicht im Hauptprogramm, aber in den Formaten überallWinkelauf YouTube laufen, haben sie bereits Fortschritte gemacht. Natürlich haben sie enorme Schwierigkeiten, sie zu erreichen, daran besteht kein Zweifel. Schaut man sich aber die Abozahlen auf Instagram, Twitter oder YouTube anNachrichtenSchau, selbst wir können nicht mithalten. Und es wäre traurig, wenn das der Fall wäre!

, Obwohl Mai Thi,MrWissen2go, Eva Schulz und viele andereWinkelüber die Übertragungswege der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten. Bleiben Sie jedochWinkelAngesichts der großen Summen, die öffentlich-rechtliche Sender verteilen müssen, ein Minimum an Fördergeldern, obwohl sie vergleichsweise Millionen von Menschen erreichen.

!Hans Jessen:solange erNachrichtenSie werden jede Nacht von zehn Millionen Menschen gesehen – und es kommen noch weitere Nachrichtensendungen hinzu –, sie sind führend in der täglichen Information. Und ich bin mir sicher, dass das noch ein paar Jahre so bleiben wird.

? Aber sie profitieren nur, weil das Durchschnittsalter der Zuschauer relativ hoch ist.

!Hans Jessen:Das sind natürlich Zuschauer, die an lineares Fernsehen gewöhnt sind, und natürlich stellt sich die Frage, was ist mit der Generation, die jetzt 40 und jünger ist? Sie knüpften keine Kontakte zum klassischen linearen Fernsehen, sondern online. Diese Generation, und das weiß man inzwischen auch in den Chefetagen der öffentlich-rechtlichen Sender, wird sich in einer Medienwelt, in der das Fernsehen um 20 Uhr anfängt, nie zu Hause fühlen. Es funktioniert nicht einmal, wenn die Nachrichten online sind. Öffentlich-rechtliche Sender sollten Online und Social Media in ihre Programmplanung einbeziehen.Winkelheute so etwas wie ein Probeszenario. Menschen, die in fünf bis zehn Jahren Programmdirektor oder Art Director sein werden, arbeiten im mittleren Management und dort, wo redaktionelle Verantwortung gefordert wird. Das sind zunehmend die „Digital Natives“, die für den Systemwandel verantwortlich sind.

An Jung: Winkelwird heute unter Kollegen oft als Feigenblatt des öffentlichen Rechts angesehen, gerade weilWinkeles ist so stark unterfinanziert. Das muss sich ändern. Und ich bin mir sicher, dass sich etwas ändern wird. Ehrlich gesagt möchte ich jetzt kein Regisseur sein.ARD- eine Institution sein Die meisten regelmäßigen Zuschauer sind über 60, fast 70. Man muss sie bedienen und gleichzeitig die Ressourcen verteilen, damit die Sendungen nachhaltiger werden und neue Formate hinzukommen.

? 40 Millionen fürWinkelund acht Milliarden für den "Rest" ist ein extremes Ungleichgewicht.

!An Jung:Es ist richtig. Das Problem ist bekannt und ich kenne es.ROGEN, wo Kai Gniffke Geschäftsführer ist, dass künftig 50 Prozent des Geldes in Innovationen und Neuentwicklungen für junge Menschen investiert werden sollen. In Zeiten des Medienwandels ist das ein großer Fortschritt.

? Es wäre schön, wenn andere Sender das ähnlich umsetzen würden.

!Hans Jessen:Ich habe einen „Hintergrund“ im öffentlichen Recht und kenne einige der Hauptakteure persönlich. Die Verteilung der Mittel ist im Moment sehr ungleich, aber Leute mit neuen Ideen haben einen Fuß in der Tür. Gerade in der Online-Welt gibt es einen großen Druck, anders über Finanzen nachzudenken. Ein kleines Beispiel:der Unterschied von, ein politisches Magazin vonRBBBei Rankings und Auswertungen von Politmagazinen war er nicht immer Marktführer. Seit zwei Jahren hat die Redaktion einen relativ jungen Chefredakteur, der immer wieder sagt: „Wir müssen online stärker auftreten und bessere Links aufbauen.“ Auch „Contrasts“ kann derweil punkten. mit jüngeren Leuten. Tilo ist mit seinen Formaten seit Jahren führend, er ist sozusagen die Schneide im wahrsten Sinne des Wortes, eine Schneide dessen, was auf großen, langsamen Geräten passieren muss. Zeigt den Medienwechsel an.

? Aber auch soziale Medien wie YouTube und Facebook sind voll von Verschwörungstheoretikern, radikalen Parteien und Nazis und erreichen so Millionen potenziell radikalisierter Menschen. Ist es der Preis, den wir für Meinungs- und Pressefreiheit zahlen, dass Radikale ihre manchmal menschenverachtenden Inhalte unter dem Deckmantel der Demokratie verbreiten können?

!An Jung:Das ist die Konsequenz sozialer Netzwerke: Jeder hat die gleichen Chancen, abNachrichten- Sag Ken Jebsen. Je öfter jemand auf seiner Chronik Verschwörungstheoretiker wie Attila Hildmann oder Ken Jebsen anklickt, desto häufiger werden diese Accounts zum Beispiel auf Facebook angezeigt, weil sich der Algorithmus merkt, was den Einzelnen interessiert. Diese Entwicklung war vorhersehbar. Und da wir es mit amerikanischen Konzernen zu tun haben, die die absolute Meinungsfreiheit hochhalten, haben sie entsprechende Schwierigkeiten mit den Einschränkungen in Deutschland. Aber es wäre eine falsche Reaktion, diese Akteure einfach unter den Teppich zu kehren, die ihre Demokratiefeindlichkeit oft nicht verbergen oder falsch interpretieren...

? Musst du durchhalten?

!An Jung:... und man muss sich damit auseinandersetzen und dagegen ankämpfen. Gleichzeitig können wir uns darüber freuen, dass gewisse politische Trends sichtbar werden. Früher zeigten Umfragen, dass 25 % der Bevölkerung antisemitische und rassistische Einstellungen hatten, aber vor der AfD spiegelte sich dies nie im Wahlverhalten oder in politischen Äußerungen wider. Dank Social Media wird das sichtbar, und wer das anders sieht, muss widersprechen.

Hans Jessen:Es kann auch hilfreich sein, einen Blick in die Vergangenheit der Medien zu werfen. Als vor 500 Jahren der Buchdruck erfunden wurde, hatte plötzlich jeder Zugang zu einer Bibel, die auch auf Deutsch erschien.

An Jung:Ist die Welt untergegangen?

Hans Jessen:NEIN. Die Welt ging nicht unter, aber im Laufe der Jahrhunderte entstand wunderbare Literatur, und alle Menschen konnten Bücher lesen. Was jetzt in den elektronischen Medien passiert, wo Menschen, die bis vor 20 Jahren nur Empfänger von Medieninhalten waren, plötzlich einen Sender gründen, ein Buch oder eine Zeitschrift veröffentlichen können, ist auch das Funktionsmuster sozialer Netzwerke. Jeder kann für sich selbst produzieren und weitergeben: Das ist der Kerngedanke aller progressiven Medienträume und -theorien, von Bertolt Brecht bis Marshall McLuhan . Sie sagten immer: Eines der Hauptprobleme der Medienkonsumgesellschaft ist die Trennung zwischen Produzenten und Konsumenten. Diese Trennung wurde technisch aufgehoben. Das heißt aber auch, wenn man mit dem Medientausch allen Zugang gewährt, gibt man auch Verschwörungstheoretikern und Idioten Zugang.

? Zurückjung und naiv. Das Format gibt es seit 2013, berichtet seit 2014 aus der Bundespressekonferenz und hatte bis vor kurzem den Podcast.Aufwachen!produziert. Sehen Sie sich jetzt als Medienunternehmer?

!An Jung:NEIN. Ich bin politische Journalistin und biete verschiedene Formate an. Wir verbringen die meiste Zeit mit Regierungsinterviews und Pressekonferenzen. Aber Medienunternehmer – nein, wir sind hier keine Kapitalisten und wollen es auch nicht sein. Wir sind nicht gewinnorientiert.

? Sie fanden sich jedoch als Team zusammen und gründeten ein Unternehmen.

!An Jung:Ich sehe das eher so, als wären wir Medienhandwerker mit eigener Werkstatt. oder wir wollen sieER TUTdie Kontrolle übernehmen?

Hans Jessen:Wenn es billig ist, warum nicht?

An Jung:Also würde ich diese Einschränkung machen: Wenn dieER TUTwäre zu verkaufen...

?Als Sie die Bundespressekonferenz gestartet haben, gab es eine sichtbare Diskrepanz zwischen Ihnen und den sogenannten Qualitätsmedien. Da war "Edelfeder", die ihn als respektlos, arrogant, stur und frech beschrieb.

!An Jung:Das sind alles Komplimente und sie gelten.

? Hat sich das inzwischen geändert?

!An Jung:Ich bin mir sicher, dass sich das für einige geändert hat, aber ich weiß auch, dass neue Kritikpunkte aufgetaucht sind. Grundsätzlich haben aber viele verstanden, dass wir in der Hauptstadt nicht so destruktiv sind, sondern neue Ideen einbringen und sinnvollere Themen etablieren.

? Bedeutet dies, dass Qualitätsmedien auch respektlose oder kritische Fragen stellen?

!An Jung:Fast nie. Die meisten alten Medien machen weiter wie bisher. Wie sagt man noch mal? Alte Hunde können keine neuen Tricks lernen...

Hans Jessen:Mir ist klar, dass Tilo für einige etablierte Medien eine Lernprovokation ist. Manchmal, wenn Sie die dritte Frage stellen, gibt es ein überraschend klares Zitat von der Regierungsbank und es macht die Nachrichten. Dies ist das Ergebnis davon, nicht übermäßig höflich zu sein, sondern die Frage beharrlich zu provozieren. Diese – ich nenne sie „Lerneffekte“ – sind keine Revolution, sondern vielleicht eine kleine Überarbeitung der Bundespressekonferenz.

? Wie verstehen Sie sich mit Regierungssprecher Seibert?

!An Jung:Unverändert.

Hans Jessen:Ich denke, es ist eine Mischung aus Kopfschmerzen und Anerkennung. Seibert ist gelernter Journalist und kennt noch journalistische Kriterien.

? Und wie nehmen Sie es wahr?

!Hans Jessen:in deinen Antworten. Es gibt immer wieder Situationen, in denen er so tut, als wäre ihm Tilo Jung ins Gesicht gesprungen und verdient dafür nur den tiefsten Hohn. Aber es gibt auch Situationen, in denen Seibert merkt: Tilo hat hier einen richtigen Punkt erkannt, der auch für ihn relevant ist. Und dann gibt er bei aller Erschöpfung und Wut von Tilo Jung eine substantielle Antwort. Die Beziehung zwischen Jung und Seibert könnte als eine Beziehung zwischen einer Überströmung und mehreren Unterströmungen beschrieben werden.

An Jung:Ich freue mich jedenfalls auf das letzte Jahr mit Seibert (A.d.R. Nach der Bundestagswahl 2021 gibt es einen neuen Regierungssprecher mit einem neuen Kanzler).

? Das Konzept vonjung und naiv– also themenrelevante Politiker, Wissenschaftler oder Umweltschützer zu interviewen, ist seit fast acht Jahren sehr erfolgreich. Wie viele Vorstellungsgespräche haben Sie seit 2013 geführt?

!An Jung:480 Folgen und wenn ich den Podcast mitzähle, müssen es ungefähr 600 sein.

? Hat sich das Konzept des Stellens naiver Fragen geändert? Sind Ihre Fragen noch naiv?

!An Jung:Ja. Aber etwas anders als naiv.

? Als?

!An Jung:Früher war es naiv, mit dem Originalschleim anzufangen und sich alle Fremdwörter und Redewendungen erklären zu lassen. Natürlich hat es sich weiterentwickelt. Heute lasse ich die Gäste über ihre Biografien sprechen und stelle dann meine grundsätzlichen politischen Fragen. Das hat den Vorteil, dass niemand eine andere Legende „erfinden“ kann, denn niemand lügt über die eigene Biografie, außer vielleicht Andreas Kalbitz. Das schafft zunächst eine angenehme Atmosphäre für den Gesprächspartner und das Gespräch wird entspannter.

? Ist es immer noch so, dass Sie alle Ihre Interviewpartner informell ansprechen und alle damit einverstanden sind?

!An Jung:Ja absolut! Jeder Gast muss sich an die Regeln halten.

? Ist sich wirklich jeder bewusst, dass eigentlich alles nacheinander übertragen wird? Oder können sie das Gespräch vorab „autorisieren“ nach dem Motto: nur sagen, was einem nicht gefällt?

!An Jung:Der Grundsatz lautet: Wir schneiden nichts. Es war von Anfang an da, und wir haben und werden nichts daran ändern. Es ist ein deutsches Phänomen, dass Interviews bearbeitet und lizenziert werden. Als ich in den USA auf der High School war, habe ich auch Journalismus studiert. Irgendwann fragte ich meinen Lehrer: „Ist das auch in den USA so, dass Interviews erlaubt sind?“ Sie sagte nein. Das ist eine deutsche Sache."

? Seit unserem letzten Interview ist es fünf Jahre gealtert, und natürlich auch seine Benutzer. Kennen Sie sein Durchschnittsalter heute?

!An Jung:YouTube sagt uns, dass unsere Kernzielgruppe 25–35 und 18–35 Jahre alt ist. Jetzt bin ich 35 und das kann ich nur an den Kommentaren und den Leuten erkennen, die unsere Live-Events verfolgen. Es gibt immer noch Leute, die von Anfang an dabei waren, aber es kommen immer wieder neue hinzu und Benutzer gehen auch.

? Wie viele Klicks generieren Sie pro Monat durch YouTube-Videos?

!An Jung:Diese schwankt je nach Befragtem und Fachgebiet zwischen drei und vier Millionen Visits pro Monat. Aber das ist uns egal. Wir machen keine politische Berichterstattung, um Meinungen zu bekommen. Ginge es uns vorrangig darum, mit YouTube Geld zu verdienen, würde ich meine Auswahl an Interviewgästen und meine Fragen bei der Bundespressekonferenz ganz anders bewerten. Aber ich verstehe Journalismus nicht so, dass er den Menschen das gibt, was sie hören und sehen wollen, ich biete das, was sie lesen oder hören sollen. Manchmal sind das sehr unbeliebte Themen, die kaum jemanden interessieren, aber ich mache sie trotzdem, weil ich überzeugt bin, dass es die Leute interessieren sollte.

? Haben Sie als Journalist eine klare politische Agenda?

!An Jung:Nein, ich habe eine klare politische Position, zum Beispiel zum Wirtschaftssystem oder zum Klimawandel. Gerade als junger Mann, der noch 50 Jahre auf dieser Welt leben wird und erwartet, dass seine Kinder und Enkel noch ein angenehmes Leben haben, habe ich meine Fragen auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse formuliert und die Befragten dann mit der wissenschaftlichen Realität konfrontiert.

? Sind Sie auch Hass und Hassreden im Internet ausgesetzt?

!An Jung:Natürlich, sicher. Von den Bastarden am rechten Rand immer wieder. Irgendwann gewöhnt man sich daran und bekommt ein dickes Fell. Mir ist egal, was die Rechten sagen.

?Vor fünf Jahren beantwortete er die Frage, wen er gerne interviewen würde: Merkel, Obama, Putin, alle drei zusammen. Bei keinem der drei hat es geklappt. Welche Personen stehen gerade auf Ihrer Wunschliste?

!An Jung:Wir sind immer noch dieselben und wir sind immer noch zusammen.

? Können Sie noch gut von Ihrem Job leben? Gibt es noch genug Follower?

!An Jung:Ja. Wir werden immer noch von unseren Zuschauern finanziert und müssen uns nicht um Klicks kümmern. es gibt uns die Unabhängigkeit, die wir brauchen. Ich persönlich bin lieber von 1.000 anonymen Sponsoren "abhängig" als von einem Milliardär.

Das Interview führte Bettina Schellong-Lammel

www.nitromagazin.com/produkt-kategorie/archiv/

„Besser 1000 Follower als ein Milliardär“ – Tilo Jung im Interview zum Wandel des Medienkonsums – NITRO – unabhängiges Nachrichten- und Medienmagazin (1)

Top Articles
Latest Posts
Article information

Author: Kareem Mueller DO

Last Updated: 02/27/2023

Views: 6349

Rating: 4.6 / 5 (46 voted)

Reviews: 93% of readers found this page helpful

Author information

Name: Kareem Mueller DO

Birthday: 1997-01-04

Address: Apt. 156 12935 Runolfsdottir Mission, Greenfort, MN 74384-6749

Phone: +16704982844747

Job: Corporate Administration Planner

Hobby: Mountain biking, Jewelry making, Stone skipping, Lacemaking, Knife making, Scrapbooking, Letterboxing

Introduction: My name is Kareem Mueller DO, I am a vivacious, super, thoughtful, excited, handsome, beautiful, combative person who loves writing and wants to share my knowledge and understanding with you.